Ölmangel

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Ersteller: cHa0s

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Wie die meisten 4- Takt- Motore, arbeitet auch der GS- Motor mit einer ölpumpenbetriebenen Druckumlaufschmierung. Bei sportlicher Fahrweise verbraucht der Motor auch mal eine geringe Menge Öl. Dieser gelangt durch höhere Drehzahlen an den Kolbenringen vorbei in den Brennraum und wird mit dem Kraftstoff- Luftgemisch verbrannt. Ein Ölverbrauch von bis zu 1 Liter auf 1000km gilt als unkritisch und bedarf keinerlei Instandsetzungsmaßnahmen.
Auch geringer Ölverbrauch wird jedoch schnell kritisch, wenn der Ölstand nicht regelmäßig kontrolliert wird. Durch fehldenden Ölnebel werden die Kolbenböden nicht ausreichend gekühlt und es gelangt zu wenig Öl in die Gleitlager zwischen den Kolbenbolzen/ Kolben und Kolbenbolzen/ Pleulaugen. Die direkte Folge ist, dass sich die Materialien an diesen Stellen durch die höhere Reibung stärker erwärmen und ausdehnen. Durch den fehlenden Ölfilm und der höheren Temperatur, reiben die Bauteile direkt aufeinander und es kommt zum Späne bildenden Abrieb: die Gleitlager fressen. Dies betrifft auch das Gleitlager zwischen Pleulstange und Kurbelwelle, obwohl dieses durch die Druckumlaufschmierung direkt versorgt wird.

Hier ein paar Bilder eines Motors, der durch Ölmangel starb. Ruhe in Frieden. Zu jeden Bild ein kurzer Text zur Veranschaulichung des entstandenen Schadens




Inhaltsverzeichnis

Motor 1

Überhitzung





Wie auf dem Bild zu sehen ist, hat sich die Pleulstange und ein Teil der Kurbelwelle schwarz verfärbt. Die Verfärbung entstand durch Überhitzung des mangelhaft geschmierten Pleullagers.









Die Kolbenstange steht hier senkrecht auf dem Kurbelwellenzapfen ohne an den Stehbolzen anzulehnen. Bei einem unbeschädigten Pleullager würde die Pleulstange und der Kolben nach vorne oder hinten kippen. Durch die zerfressenen Gleitlager sind Pleul und Kolben schwergängig, stehen kerzengerade. Auch ist hier zu sehen, dass sich die Kolbenringe in den Rillen des Kolbens festgebacken haben. Diese müssen jedoch 1-2mm aus den Rillen heraustreten. Leicht erkennen lassen sich die Überhitzungsspuren an der Pleulstange, sie wird von unten nach oben immer heller.





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Hier eine direkte Gegenüberstellung von funktionstüchtigen und zerstörten Bauteilen. Im linken Bild sieht man an der rechts liegenden Pleulstange die Schwarzfärbung des Pleulstangenfußes. Links zu sehen ist eine funktionstüchtige Pleulstange.

Im rechten Bild sind die Unterteile der Pleulfüße von oben zu sehen. Am zerstörten unteren Bauteil sieht man klar die Verfärbung und Risse, die durch die enormen Dehnkräfte aufgrund der Überhitzung entstanden. Das eigentlich nur ca. 1,5mm dicke Pleullager hat den massiven Pleulfuß quasi "zu sprengen versucht".






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Rechts eine funktionstüchtige, links eine zerfressene Pleullagerschale. Das abgetragene Material hat beim Fressen des Lagers keinen Weg nach Außen gefunden, also quetschte es sich rund um den Kurbelzapfen.





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Detailansicht der beiden defekten Pleullagerschalen







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Das linke Bild zeigt die verfärbten Auswuchtgewichte der Kurbelwelle. Das rechte Bild zeigt den Sollzustand.











Grund des Ganzen


Und hier ist der Übeltäter. Im Motor sollten sich ca. 3 Liter Öl befinden. Wie der Messbecher zeigt, waren es aber nur noch ca. 950ml.









Schäden und Reparatur

Mindestens folgende Bauteile wurden irreparabel beschädigt und müssen ersetzt werden:

  • Kolben, ca. 60€
  • Kolbenringe, ca. 40€
  • Kolbenbolzen, ca. 10€
  • Pleulstange, ca. 85€
  • Pleullager, ca. 23€
  • Kurbelwellenzapfen= komplette Kurbelwelle, ca. 720€
  • diverse Dichtungen und Kleinteile, die beim Öffnen des Motors sowieso ersetzt werden müssen, ca. 60€

Ohne die Kurbelwelle ergibt sich so ein Materialschaden von ca. 278€. Da die Kurbelwelle sehr teuer ist, wird man eher zu einer gebrauchten Welle greifen oder die defekte Welle instandsetzen lassen- was aber auch wieder mit mindestens 100€ pro beschädigten Zapfen zu Buche schlägt. Bei einer qualifizierten und vorausschauenden Reparatur werden auch die betreffenden Teile des anderen Zylinders gewechselt, die Preise möge sich der Leser selbst dazu addieren. Eine Fachwerkstatt würde für die Reparatur ca. 6-8 Stunden brauchen, bei Stundensätzen von ca. 60€ kommen hier noch einmal 360- 480€ Arbeitslohn dazu.

Fazit

Der Motor der GS-500 ist eingentlich recht robust und läuft bei entsprechender Wartung viele km. Wie bei allen anderen Öl- geschmierten Motore, quitiert aber auch der robusteste Motor einen zu geringen Ölstand mit seinen sicheren Tod. Die Kontrolle des Ölstandes ist keine Wissenschaft und selbst von technisch absolut unbegabten Personen in weniger als einer Minute erledigt. Umso unverständlicher ist es, dass diese einfache Kontrolle gar nicht bzw. in zu großen Abständen erfolgt.

Motor 2 aus 2011

Wer Kurven Räuber(t), den Ölstand jedoch außer Acht läßt, mit Motorschaden bestraft wird...

Dieser Motor starb ebenfalls den Öltod. Im Gegensatz zum oben dokumentierten Schaden, wurde der zu geringe Ölstand noch relativ "früh" bemerkt, was aber nicht viel bedeutet.

Schlamperei

Dass ein GS- Motor schon einmal geöffnet wurde, ist nichts außergewöhnliches. Der "Mechaniker", welcher diese Arbeiten in der Vergangenheit ausführte, wird allerdings der Schlamperei für schuldig befunden.

Die Schrauben des rechten Getriebelagerhalteblechs sind weich und gehen beim Ausbau eigentlich immer kaputt. Deshalb müssen sie auch ersetzt werden. Wieso bei diesen Kleinteilen gespart wurde, ist unverständlich. Der vorgeschriebene Sicherungslack wurde auch nicht verwendet.













Ebenso wurde bei der Montage des linken Halteblechs vergessen, die Sicherungsnasen am Blech wieder umzubiegen. Hier hätten sich die Schrauben lösen können.












Den Vogel schoss der "Mechaniker" mit der nicht umgebogenen Sicherungsscheibe der Kupplungsnabenmutter ab. Die Mutter lies sich schon mit der Hand drehen. Selbst ohne Motorschaden wäre dem Vorbesitzer aufgrund der massiven Schlamperei in naher Zukunft die Kupplung um die Ohren geflogen.










Viel hilft nicht immer viel. Die Dichtmasse muss zum Zusammenbau des Kurbelwellengehäuses dünn auf die Dichtflächen aufgetragen werden. Der im Bild markierte "Propfen" Dichtmasse soll nur veranschaulichen, dass dieser Forderung nicht entsprochen wurde. Immerhin wurden die Ölbohrungen nicht mit Dichtmasse zugekleistert. Ob man dies dem Zufall verdanken kann oder es gewollt war, sei dahin gestellt.










Kopf und Zylinder

Die Nockenwellen und ihre Lager werden durch die Druckumlaufschmierung mit Öl versorgt. Die Bilder zeigen einen überraschend guten Zustand der Lager als auch der Wellen selber. Nur geringe, dem Verschleiß geschuldeten Einlaufspuren, sind sichtbar.











Ein anderes Bild weisen die Zylinder auf. Der rechte Zylinder zeigt normale Verschleißspuren. Im linken Zylinder jedoch sind selbst auf dem Foto Riefen sichtbar.






Das Bild zeigt den Bolzen des linken Kolbens. Erste Fressspuren lassen sich schon erahnen









Die Riefen im linken Kolben sind leider nicht mehr zu übersehen. Der rechte Kolben zeigt den Sollzustand. Links und rechts sind im Bild markiert.







Nach dem Auseinanderbau des Kurbelwellengehäuses zeigte sich das befürchtete Bild. Der linke Pleueldeckel ist schwarz. Anmerkung: Zum Auseinanderbau des Kurbelwellengehäuses muss der Motor umgedreht werden. Daher sind links und rechts hier vertauscht.









Kurbelwelle und Pleuel

Der linke Zapfen der Ausgleichswelle und die dazugehörigen Lager weisen Fressspuren auf. Merkwürdiger Weise waren die Spuren am Wellenzapfen nur halbkreisförmig zu sehen.















Mit der Bügelmessschraube wird hier die Stärke des linken Hubzapfens gemessen. Der Außendurchmesser muss mindestens 33,89mm betragen. Die gemessenen 33,72mm sind leider das Todesurteil für die Welle.









Vom einer Hälfte des linken Pleuellagers wurden ca. 50% des vorhandenen Materials "abgetragen". Die zweite Hälfte war wesentlich weiter abgefressen, hier kam es schon zum Bruch. Das rechte Pleuel/Lager waren nicht zu beanstanden.
















Die Pleueldeckel links und rechts im Vergleich










Durch einen Pleuellagerschaden sinkt systembedingt der Öldruck auch an anderen Stellen, die gerne geschmiert werden möchten. Hier wird das innere Kurbelwellenlager des linken Zylinders gezeigt.










Fazit

Durch die schwer beschädigte Kurbelwelle beträgt der reine Materialschaden ca. 1200€. Die unbeschädigten Teile wiesen keine Besonderheiten auf. Bezogen auf die angegebene km- Leistung in Höhe von 40tkm, hätte der Motor noch locker die doppelte Strecke geschafft. Von den anzunehmenden Schäden, die aufgrund der schlampigen Vorarbeit hätten entstehen können, mal abgesehen.

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