Bremsflüssigkeit

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Ersteller: BW

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Inhaltsverzeichnis

Sicherheitshinweise beim Umgang mit Bremsflüssigkeit

Bremsflüssigkeit ist giftig!

  • Der Hautkontakt sollte vermieden werden, gegebenenfalls mit viel Wasser abspülen.
  • Bei Augenkontakt mit viel Wasser spülen und anschließend unbedingt zum Augenarzt.
  • Bei Verschlucken sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
  • Bremsflüssigkeit niemals in Getränkeflaschen abfüllen.
  • Bremsflüssigkeit nicht mit Altöl mischen, sonder getrennt, bei einer geeigneten Annahmestelle entsorgen.
  • Bremsflüssigkeit greift außerdem Lacke und Kunststoffe an!


Kurze Übersicht

Es gibt verschieden Normen für Bremsflüssigkeiten, die aber oft nicht alle auf den Etiketten der Flaschen/Dosen angegeben sind:
In der Regel werden die DOT-Nummern angegeben, da diese Norm die anderen bei den Mindestanforderungen übertrifft und deshalb am gebräuchlichsten ist.
Sie finden sich auf fast allen Flaschen/Dosen im Handel und auch auf den Deckeln der Ausgleichsbehälter am Fahrzeug.
Es werden dabei drei Qualitäten mit jeweils unterschiedlichen Mindestanforderungen unterschieden:

  • DOT 3
  • DOT 4
  • DOT 5


Für die GS 500 und die meisten anderen Motorräder ist DOT 4 vorgeschrieben, es kann aber auch DOT 5.1 benutzt werden.
Bei älteren Motorrädern ist oft noch DOT 3 angegeben, es kann aber auch DOT 4 oder DOT 5.1 verwendet werden.
Wenn DOT 5.1 vorgeschrieben ist muß es auch unbedingt verwendet werden, DOT 5.1 ist unter anderem dünnflüssiger als andere Bremsflüssigkeiten.
Bei einigen Harleys wird DOT 5 verwendet.

Wichtig:
DOT 5 unterscheidet sich in der Zusammensetzung grundsätzlich von den anderen Flüssigkeiten und ist daher nicht mit ihnen mischbar!
DOT 5.1 erfüllt nur die gleichen Mindestanforderungen wie DOT 5, ist aber auch nicht mit DOT 5 mischbar.
Nur DOT 3, DOT 4 und DOT 5.1 sind untereinander mischbar.

Bremsflüssigkeiten sind i.d.R. hygrokopisch, nehmen also Wasser auf. Deshalb sollten angebrochene Behälter trocken aufbewahrt und die Bremsflüssigkeit möglichst schnell verbraucht werden.

siehe auch:
Wartungsintervalle und Bremsflüssigkeit wechseln

Anforderungen an Bremsflüssigkeiten

Trockensiedepunkt
Der Trockensiedepunkt ist der Siedepunkt der neuen Bremsflüssigkeit ohne bereits aufgenommenes Wasser. Die Bremsflüssigkeit soll einen möglichst hohen Siedepunkt haben, der sich über die Dauer der Verwendung möglichst wenig verändert. Bei den im Betrieb auftretenden Temperaturen darf sie nicht verdampfen, da es sonst zu Dampfblasenbildung kommt, was zum Nachlassen der Bremswirkung oder sogar zum Totalausfall einen Ausfall der Bremsanlage führt.

Naßsiedepunkt
Der Nasssiedepunkt ist der Siedepunkt der Bremsflüssigkeit, nachdem sie unter definierten Bedingungen 3,5% Wasser aufgenommen hat. Die Bremsflüssigkeit muss so beschaffen sein, daß geringe Wassermengen nicht zu einer deutlichen Herabsetzung Siedepunkts führen.

Schmierfähigkeit
Bremsflüssigkeit muß die beweglichen Teile in der Bremsanlage, insbesondere die hydraulischen Zylinder und Kolben schmieren und so vor Verschleiß zu schützen.

Korrosionsschutz
Bremsflüssigkeit darf die Korrosion an üblicherweise in der Bremsanlageverwendeten Materialien nicht fördern.

Verträglichkeit mit Gummiteilen
Bremsflüssigkeit muß auf die in der Bremsanlage verwendeten Gummiteile abgestimmt sein. Sie dürfen durch Kontakt mit der Bremsflüssigkeit auf keinen Fall schrumpfen und auch nicht über bestimmte Grenze hinaus aufquellen.
Übrigens können Gummiteile schon bei einer geringen Verunreinigungen der Bremsflüssigkeit mit mineralölhaltigen Stoffen zerstört werden, was einen Ausfall der Bremsanlage zur Folge haben kann.

Viskosität
Bremsflüssigkeit muss über einen großen Temperaturbereich eine ausreichende Viskosität beibehalten, d.h. sie darf einerseits bei hohen Temperaturen nicht zu dünnflüssig werden um eine ausreichende Schmierung aller Teile zu gewährleisten, und andererseits darf die Bremsflüssigkeit bei niedrigen Temperaturen nicht zu zähflüssig werden da sonst das Ansprechverhalten der Bremse leidet.

Kompressibilität
Die Bremsflüssigkeit muß eine möglichst geringe Kompressibilität besitzen, d.h. sie muß einer Komprimierung einen möglichst hohen Widerstand entgegensetzen, sich also im Idealfall nicht zusammenpressen lassen.

Mischbarkeit
Bremsflüssigkeit muss sich mit anderen handelsüblichen und zugelassenen Bremsflüssigkeiten mischen lassen, die die gleiche Norm erfüllen.

Stabilität
Bremsflüssigkeit muß über lange Zeit die speziellen Eigenschaften erhalten und sich nicht verändern. Außerdem muß sie oxydationsstabil sein.

Schäumen
Bremsflüssigkeit sollte möglichst wenig schäumen, entstandener Schaum sollte sich möglichst schnell wieder auflösen. Diese Anforderung ist besonders bei der Erstbefüllung wichtig.

Normen
Bremsflüssigkeit muß je nach Einsatzzweck bestimmten Normen entsprechen.

Normen

  • FMVSS 116 – (Federal Motor Vehicle Safety Standard No. 116) amerikanische Norm des National Highway Safety Bureau des Department Of Transport (DOT)
    Die "schärfste" der drei Normen, unterscheidet die Bremsflüssigkeiten nach ihren Mindestanforderungen noch mal in DOT 3, DOT 4, und DOT 5.
  • SAE J 1703 – amerikanische Norm der Society of Automotive Engineers
    entspricht weitestgehend DOT 3 nach FMVSS 116
  • ISO 4925 – internationale Norm der International Standards Organization
    entspricht weitestgehend DOT 3 nach FMVSS 116


Die Norm FMVSS 116 (DOT) ist die heute gebräuchlichste und meist auch verbindliche Vorschrift und enthält Normierungen zu folgenden Eigenschaften:

  • Trockensiedepunkt (Gleichgewichtssiedepunkt / Dry Boiling Point)
  • Nasssiedepunkt (Wet Reflux Boiling Point = WRBP)
  • Wasserverträglichkeit
  • pH-Wert
  • Viskosität
  • Mischbarkeit mit Vergleichsflüssigkeiten
  • Verhalten bei tiefen Temperaturen
  • Stabilität bei hohen Temperaturen
  • Verdampfung
  • chemische Stabilität
  • Korrosion
  • Widerstand gegen Oxydation
  • Verhalten gegenüber Gummiteilen
  • Eignungstest im Prüfstand


Mindestanforderungen und Unterschiede

  FMVSS 116 SAE J 1703 ISO 4925
DOT 3 DOT 4 DOT 5 DOT 5.1
Trocken-
Siedepunkt
min. 205°C min. 230°C min. 260°C min. 260°C min. 205°C min. 205°C
Naß-
Siedepunkt
min. 140°C min. 155°C min. 180°C min. 180°C min. 140°C min. 140°C
Viskosität
bei -40°C
max. 1.500 max. 1.800 max. 900 max. 900 max. 1.800 max. 1.500
Viskosität
bei 100°C
min. 1,5 min. 1,5 min. 1,5 min. 1,5  
Basis Polyglykolverbindung Polyglykolverbindung Silikonöl Polyglykolverbindung
Eigenschaften greift Farben, Kunststoffe und ungeeignete Gummiteile an, hygroskopisch greift Farben, Kunststoffe und ungeeignete Gummiteile an, hygroskopisch ungefährlich für Farben, Kunststoffe und Gummiteile, nimmt kein Wasser auf, nicht mischbar mit DOT 3, 4 und 5.1, geringere Kompressibilität dadurch leicht schwammiges Bremsgefühl, relativ teuer greift Farben, Kunststoffe und ungeeignete Gummiteile an, hygroskopisch, geringste Kompressibilität dadurch bestes Bremsgefühl, lange Wechselintervalle, relativ teuer


Das Wasseraufnahmevermögen von verschiedenen Bremsflüssigkeiten wird oft als Nachteil aufgeführt, es ist jedoch gewollt und notwendig um zu verhindern, daß sich Wasser örtlich begrenzt im Bremssystem ansammelt. Das hygroskopische Verhalten der Bremsflüssigkeit bindet und verteilt das Wasser gleichmäßig und verhindert so Korrosion in der Bremsanlage und im Winter auch gefrierende Wassertropfen, die zum Ausfall der Bremse führen könnten.

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